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Stephanie Köser

Wahrnehmungsexperiment zur Identifikation regionaler Intonation - Kurzdarstellung

Vorwort

Im Rahmen des DFG-Projektes "Untersuchungen zur Struktur und Funktion regionalspezifischer Intonationsverläufe im Deutschen", geleitet von Prof. Dr. Margret Selting (Universität Potsdam) und Prof. Dr. Peter Auer (Universität Freiburg), wurde in dem Projektzeitraum von 1997 bis Juni 2005 die regionale Intonation der acht Stadtvarietäten von Hamburg, Berlin, Dresden, Freiburg, Duisburg, Mannheim, München und Köln analysiert.

Zur Überprüfung der These, dass auch Laien-Hörer in der Lage sind, die regionalen Merkmale der Sprechmelodie wahrzunehmen, wurden in dem Projektzeitraum insgesamt vier Wahrnehmungsexperimente durchgeführt. Das letzte der vier Experimente, das hier kurz vorgestellt werden soll, diente der Überprüfung der Identifizierbarkeit von Intonationskonturen (Melodieverläufen) aus den Stadtvarietäten München, Köln, Mannheim und Duisburg. Es wurde durchgeführt von Peter Gilles (Universität Freiburg), Pia Bergmann (Universität Freiburg) und mir.

Das online-Experiment ist auf dieser Seite einsehbar

Kurzbeschreibung des Experimentes

Für jede der vier Stadtvarietäten wurden jeweils zwei Intonationskonturen und drei Beispieläßerungen pro Kontur ausgewählt (also insgesamt 24 Testäßerungen). Diese wurden von einem standarddeutschen Sprecher aufgesprochen. Anschließend wurde die Sprechmelodie mit Hilfe der sog. PSOLA-Resynthese so verändert, dass die Äßerung die regionale Kontur erhielt.

Für Interessierte befindet sich auf dieser Seite eine detailliertere Beschreibung der untersuchten Merkmale der getesteten Stadtvarietäten.

Diese veränderten Äßerungen wurden den Experimentteilnehmern in einem online-Interface zur auditiven Beurteilung dargeboten (siehe dort). Jede Äßerung musste einer der vier Städte zugeordnet werden. Die Teilnehmer, die im Zentrum des Interesses standen, stammten aus den vier Städten München (n=23), Köln (n=25), Mannheim (n=35) und Duisburg (n=26). Es war keine Voraussetzung, dass sie die heimische Stadtmundart sprechen konnten, lediglich dass sie aus dieser Stadt stammten und den größten Teil ihres Lebens dort verbracht haben. Darüber hinaus bildeten Freiwillige aus anderen Teilen Deutschlands eine weitere Teilnehmergruppe (n=114).

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Ergebnisse

Da einige Teilnehmer ihr Interesse an den Lösungen bekundet haben, finden Sie auf dieser Seite den Lösungsbogen, den Sie mit dem online-Interface vergleichen können.

Die richtige Zuordnung der Äußerungen variierte zwischen den Teilnehmern sehr stark. Im Durchschnitt wurden 8,3 von 24 Äußerungen richtig zugeordnet (Minimum: 1 richtige Zuordnung, Maximum: 20 richtige Zuordnungen). Die wichtigsten Ergebnisse zu der Erkennung der vier Stadtvarietäten können in folgender Tabelle abgelesen werden (MU=München, KO=Köln, MA=MAnnheim, DU=Duisburg). Am Rande sei bemerkt, dass grundsätzlich die Stadt Köln häufiger angeklickt wurde als die anderen Städte (in 31,5% der Fälle) , München mit 18,3% viel seltener.

untersuchte Städte Mittelwert
MU KO MA DU
Erkennungsrate
(gemittelt)
29,3% 41,7% 37,5% 31,3% 35%
Teiln. aus
MU 33,3% 45,3% 28% 27,3% 33,5%
KO 21,3% 48,7% 24,7% 31,3% 31,5%
MA 30,5% 40,5% 51,9% 28,1% 37,8%
DU 25,3% 37,7% 30,9% 39,5% 33,4%
Altersgruppen
18-29 J. 33,4%
30-44 J. 37,6%
> 44 J. 43,6%

Mit Ausnahme einer Münchner Kontur ("spitzgipflige Kontur", siehe hier) wurden alle Intonationskonturen überzufällig häufig der richtigen Stadt zugeordnet. Die durchschnittliche Erkennung über alle Teilnehmer gemittelt ist in der obigen Tabelle in der ersten Zeile zu sehen. V.a. bei den Kölner Konturen gab es aber einen großen Unterschied zwischen den beiden Konturen: Die nuklear steigend-fallende Kontur wurde in 52% der Testäußerungen richtig erkannt, die zweiphrasige Fragekontur mit hohem Einsatz der zweiten Phrase lediglich in 31,4%. (Nähere Beschreibung der Kölner Konturen hier) Auch wenn offensichtlich der regionale Charakter beinahe aller Konturen (bis auf eine Münchner Kontur) von den Teilnehmern erkannt wurde, gab es demnach große Unterschiede in der Erkennung der einzelnen Stadtvarietäten und z.T. sogar zwischen den zwei Konturen derselben Stadt.

Darüber hinaus gab es eine eindeutige Tendenz dahingehend, dass die Teilnehmer die Konturen der eigenen Stadtvarietät besser erkannten als die Konturen anderer Städte (in der Tabelle orangefarben hinterlegt) Einzige Ausnahme ist auch hier wieder München: Zwar erkennen die Teilnehmer aus München diese Konturen besser als die anderen Teilnehmer, aber auch sie erkennen die Kölner Konturen besser als die Münchner Konturen.

Weiterhin ist interessant, dass im Durchschnitt Teilnehmer aus der Altersgruppe der über 44-Jährigen die besten Ergebnisse erbrachten, die jungen Teilnehmer zwischen 18 und 29 Jahren die schlechtesten. Allerdings variieren die Erkennungsraten innerhalb der Altersgruppen sehr stark.

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letzte Änderung: 05.08.2005